Stress und Stressfolgeerkrankungen

Unsere moderne Gesellschaft ist leistungsorientiert. Nicht nur unser beruflicher Alltag, auch unser privates Leben und unsere Freizeit folgen immer öfter persönlichen Leistungsansprüchen – selbst unsere Beziehungen bis hin zu unserem Liebensleben sind häufig nicht davon ausgenommen. Es verwundert nicht, dass immer mehr Menschen unter dem Druck ihres Alltags leiden, sich chronisch gestresst fühlen und Stress zu einer Volkskrankheit geworden ist. 

Dabei ist Stress eigentlich nichts Negatives und in einem gesunden Maß sogar gut für unseren Organismus. Bleibt dieser jedoch übermäßig über einen längeren Zeitraum bestehen, sprechen wir von chronischem Stress. Nicht selten sind psychovegetativer Erschöpfung, Burnout, Stress-Syndrom sowie Stressfolgeerkrankungen das Ende eines langen schleichenden Prozesses. Dabei werden Vorzeichen und Warnsignale nur allzu gerne übersehen und übergangen.  Der anfänglich gesunde Stress, auch Eustress in der Fachsprache genannt, wandelt sich dabei in seine ungesunde Form, den Distress.

Berufliche sowie private Anforderungen nehmen stetig zu und hinzu kommen, dass immer mehr Menschen unter Schlafmangel und Schlafproblemen leiden sowie ein ungesunder Lebensstil, schwierige Arbeitsbedingungen, Beziehungsprobleme, Konkurrenzkampf oder private Sorgen den eigenen Stresspegel zusätzlich immer weiter ansteigen lassen. Dabei entsteht eine hoch komplexe biopsychosoziale Dynamik, die, wenn ihre Vorzeichen und Symptome nicht rechtzeitig erkannt, berücksichtigt und gelöst werden, unweigerlich zur Entstehung ernster psychosomatischer (stressbedingter) Krankheiten und Störungsbilder beiträgt. 

psycho-somatische Stress Symptome

Ein Übermaß an Stress kann Seele, Geist und Körper gleichermaßen schädigen. Damit verbundene Beschwerden sind hoch komplex und vielschichtig. Häufig berichten Betroffene über längere Phasen von Schlafstörungen, chronischer Abgeschlagenheit und Müdigkeit, über Schmerzen im Nacken-, Kopf- sowie Rückenbereich oder über Gelenkschmerzen. Sollten Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei sich beobachten wenden Sie sich bitte unbedingt an Ihren Hausarzt. Auch Muskelkrämpfe und -zuckungen, ein allgemeines Erschöpfungssyndrom oder Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Verstopfung, Durchfall oder ein Reizdarm-Syndrom können Vorzeichen einer Stressfolgeerkrankung darstellen.

Neben den bisher beschriebenen Symptomen kann es auch zum Auftreten von sogenannten Stressattacken kommen. Dazu zählen Panik, Atemnot, Krämpfe im Magen oder in den Muskeln, stechende Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen, um nur einige mögliche Beispiele zu nennen. Auch unser Immunsystem bleibt davon nicht verschont. So können Betroffene bemerken, dass Sie häufiger an Infekten leiden, Herz-Kreislauf-Probleme zunehmen, Allergien stärker werden, Hauterkrankungen auftreten, ein Diabetes Typ 2 oder Nahrungsmittelintolleranzen entstehen. Als erste Ansprechpartner*Innen wenden sich Betroffene meist an ihre Hausärzt*Innen und eine medizinische, meist fachärztliche Abklärung und Behandlung ist in jedem Fall unbedingt notwendig bevor sich Betroffene in psychologische oder psychotherapeutische Behandlung begeben.

Auch das Partnerschafts- und Liebesleben kann durch chronischen Stress in Mitleidenschaft gezogen werden, so sind beispielsweise nicht selten Lustlosigkeit, Potenzprobleme sowie Zyklusprobleme, bis hin zum unerfüllten Kinderwunsch sowie eine eingeschränkte Fruchtbarkeit mögliche Folgen von chronischem Stress. 

Häufig beginnt dieser Prozess schleichend und annähernd unbemerkt. Die Symptome einer zunehmenden Stressbelastung bestehen jedoch oft bereits über einen Zeitraum von mehreren Jahren und sind nicht selten in der bisherigen Biografie in persönlichen Glaubenssätzen und Verhaltensmustern fest verankert und werden nicht selten erst bewusst wahrgenommen, wenn bereits ernsthafte Symptome entstanden sind, bzw. sich ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko entwickelt hat. 

Einen besonderen Risikofaktor stellt der moderne berufliche Alltag dar. Bei vielen Menschen ist das Berufsleben durch eine andauernde hohe Stressbelastung gekennzeichnet, sowohl durch Konkurrenz- und Leistungsdenken wie auch durch die Rahmenbedingungen des heutigen Berufslebens. Zu diesen risikofördernden Rahmenbedingungen zählen beispielsweise der Termindruck, ein steigendes und großes Arbeitspensum, die ständige berufliche sowie auch private Erreichbarkeit sowie eine nicht selten schwierige Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben. Langfristig erhöht sich dadurch das Risiko an dem verbreiteten Burnout sowie einem psychovegetativen Erschöpfungs- oder Überforderungssyndrom zu erkranken. Eine Reduktion der belastenden Faktoren ist häufig die einzige Möglichkeit, um einen Ausweg aus einem solchen Stress-Teufelskreis wieder finden zu können. 

Ausweg und Behandlung

Natürlich wäre es wünschenswert bereits frühzeitig die ersten Anzeichen und Warnsignale zu erkennen, ernst zu nehmen und gegenzusteuern, um mögliche Folgen von chronischem Stress entgegenzuwirken. Wenn jedoch eine Stress-Belastung bereits zu lange angedauert hat und sich Warnsignale oder Symptome bereits bemerkbar machen, ist schnelles Handeln gefragt, um ernste und nachhaltige Stressfolgeerkrankungen zu vermeiden. 

Als erster kompetenter Ansprechpartner kann Ihr Hausarzt Ihnen helfen Ihre persönliche Situation einzuschätzen und die ersten notwendigen medizinischen Schritte einleiten. Wichtig bei der "chronischen Stress Behandlung" ist die genaue Ergründung der auslösenden Faktoren und biopsychosozialen Bedingungen, damit auf deren Basis ein individuelles therapeutisches Behandlungskonzept für Sie erstellt werden kann. In weiterer Folge wird Ihr Hausarzt Sie häufig zu spezialisierten Fachärzt*Innen und Psychotherapeut*Innen überweisen, um die für Sie individuell angepasste und optimale Behandlung zu finden. 

Literatur-Quellen: 

Strobel, Ingrid (2018): Stressbewältigung und Burnoutprävention. Einzelberatung und Leitfaden für Seminare.2. Auflage. Stuttgart. Thieme Verlag. 

Heinrichs, Markus; Stächele, Tobias & Domes, Gregor (2015): Stress und Stressbewältigung. Hogrefe Verlag.

Koch, Stefan; Lehr, Dirk & Hillert, Andreas (2015): Burnout und chronsicher beruflicher Stress. Hogrefe Verlag. 

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